„Keine finanzielle Beteiligung des Kreises Paderborn an den Kosten einer möglichen Erinnerungsstätte Stalag 326“ lautete die einstimmige Forderung der Bürgermeisterin und der Bürgermeister aller 10 Kommunen im Kreis Paderborn, die sie sie in ihrer Stellungnahme zum Kreishaushalt 2024 abgegeben haben. Begründet haben sie dies mit der dramatischen Schieflage im Kreishaushalt, aber auch den kommunalen Etats mit historisch hohen Defiziten, die eine Übernahme weiterer freiwilligen Kosten verbiete. Außerdem liege die Gedenkstätte im Kreis Gütersloh, sodass für den Kreis Paderborn keine nennenswerten positiven Effekte bestünden.
Nach intensiven Diskussionen der Initiatoren über den Kostenrahmen einer solchen Gedenkstätte wurden die Errichtungskosten nunmehr auf 50 Mio. EUR und die jährlichen Betriebskosten auf 4,2 Mio. EUR politisch festgelegt – Geld, welches die hiesigen Kommunen an anderer Stelle offenbar besser investiert sähen.
Dieses eindeutige Votum der Verwaltungsspitzen greift die FDP im Kreistag mit einem entsprechenden Antrag auf. „Wir schließen uns der Bürgermeisterin und der Bürgermeister an und fordern den Paderborner Kreistag auf, eine Kostenübernahme abzulehnen“ erklären der liberale Kreisfraktionsvorsitzende Dr. Michael Hadaschik und sein Stellvertreter Dr. Marcel Welsing.
Hadaschik und Welsing verweisen unter anderem darauf, dass man insbesondere mit der Wewelsburg – die sogar im Emblem des Kreises gezeigt wird – schon ein herausragendes Erinnerungszentrum mit sogar europaweiter Bedeutung hat. Die Wewelsburg ist durch den Kreis Paderborn nicht nur in den letzten Jahrzehnten mit sehr großen finanziellen Anstrengungen entwickelt und bspw. durch die Einbeziehung des ehemaligen KZ Niederhagen erweitert worden, sondern erfordert auch in Zukunft umfangreiche Investitionen für ihren Erhalt und eine moderne Ausstellungskonzeption. Der Kreis Paderborn zeigt allein hierdurch bereits ein überdurchschnittliches Engagement für eine lebendige Erinnerungskultur.
Hinzu kommt, dass die Kommunen im Kreisgebiet zumeist selbst über Ehrendenkmäler verfügen, die als Gedenkstätten bspw. am Volkstrauertag genutzt werden und an die diversen Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft erinnern. Die Pflege dieser Stätten verlangt von den Kommunen ebenfalls finanzielle Anstrengungen – so kostet allein die anstehende Ertüchtigung des Ehrenmals in Kirchborchen über 170.000 EUR. Im „Tal des Friedens“ findet sich der Ehren- bzw. Soldatenfriedhof Böddeken als zentraler Erinnerungsort für die Opfer des Nationalsozialismus und des Krieges, in Paderborn-Sennelager sind auf dem „Friedhof Dörenkamp“ mehrere hundert Opfer und Kriegsgefangene seit dem Ersten Weltkrieg bestattet. Insgesamt kommt der Kreis Paderborn neben den bestehenden Ehrenmälern laut einem Zeitungsbericht auf zwanzig Kriegsgräberstätten mit über 2.000 bestatteten Kriegsopfern.